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Maratón Valencia Trinidad Alfonso 20.11.2016

von Marion Busacker


Maratón Valencia Trinidad Alfonso 20.11.2016 Valencia es Oro

Weil die ersten 30 Kilometer genial sind

Bei der Oscar-Verleihung haben die Preisträger auf der Bühne 60 Sekunden Redezeit. Glaube ich. 60 Sekunden, in denen sie Gott, ihren Eltern, ihrem Produzenten, Agenten, der Hairstylistin und ich weiß nicht wem danken. Ich brauche weniger als eine Minute und bedanke mich bei Gaby, Jutta, Berit, Bernd, Tom und Lutz. Dafür, dass ihr mich nach Valencia mitgenommen, mich in der Vorbereitung mitgezogen und mir immer gut zugeredet habt. Muchas gracias! 

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 Wir Läufer wissen, dass der Marathon ein Wettstreit zwischen deinem Willen und deinen Möglichkeiten ist. An Willen hat es keinem von uns gemangelt, Bernd aber leider an den Möglichkeiten. Bronchitis, Fieber, Start unmöglich. Zwangsweise zum Schlachtenbummler degradiert, muss ich an dieser Stelle den Hut vor Bernd ziehen: Nicht einmal hat er gejammert! Stattdessen stand der mit seiner Frau an der Strecke und hat uns angefeuert. Beim Eishockey würde man sagen: Bernd war der siebte Mann auf dem Eis. 


Der Rest ist angekommen, die einen zufrieden (Gaby, Berit, Tom und meine Wenigkeit), Jutta und Lutz etwas weniger. Auf der einen Seite kann ich es absolut verstehen, wenn man sich ein Ziel gesteckt hat und dann hinter seinen eigenen Erwartungen zurück bleibt. Aber hallo, wir sind 42 Kilometer gelaufen! Eigentlich 43, sämtliche Überholmanöver und die Wege in die Bodega und aus der Bodega wieder raus eingerechnet. Wir haben Wochen lang trainiert, egal bei welchem Wetter, wir sind auch samstags früh aufgestanden, wir haben keine Ahnung wie viele Trainingskilometer abgespult. Das ist mehr als Viele in ihrem ganzen Leben an Ehrgeiz, Motivation und Ausdauer an den Tag legen! So!

Was gibt es über Valencia zu sagen? Tolle Stadt, hinfahren! Tolle Architektur, mildes Klima, leckeres Essen und 800.666 Spanier machen eine Reise wert. 

Und der Marathon? 42,195 Kilometer lang, wer hätte es gedacht, und: absolut genial! Der Kurs war nicht immer schön - der Charme eines Industriegebiets will sich mir einfach nicht erschließen - aber immer toll, weil immer anders. Start und Ziel war in der „Ciudad de las Artes y de las Ciencias”, also in der „Stadt der Künste und der Wissenschaft“, und das alleine war schon ziemlich beeindruckend. Sightseeing vorab könnte man sich theoretisch sparen, weil man auf dem Kurs jede Facette von Valencia zu sehen bekommt: Hafen, Formel-1-Strecke, Stierkampfarena, wunderschöne Jugendstilbauten und den spröden Charme der Barrios. 

Das mit Abstand Beste an dem ganzen Lauf ist das Publikum. Der absolute Oberhammer! Es gibt fast keine Stelle ohne Zuschauer. Es wird sich verkleidet, gefeiert, geschrien, gesungen und vor allem angefeuert! Auf den letzten zwei Kilometern bilden die Spanier eine Gasse und schreien sich die Seele aus dem Leib - Gänsehaut!!! 

Das war mein dritter Marathon, aber ich habe zum ersten Mal erlebt, wie es ist, wenn dich das Publikum trägt. Ich bin mit einem Lächeln gestartet und mit einem Lächeln über die Ziellinie gelaufen. Ich glaube, dass ich in Valencia eine Antwort auf die Frage gefunden habe, warum ich überhaupt Marathon laufe: Weil die ersten 30 Kilometer genial sind!

 

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