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Zahnreinigung

Professionelle Zahnreinigung und deren Kettenreaktion: ein Pflegefall

Ein gut gepflegtes Fahrrad erkennt man am Zustand seiner Kette. Eine trockene, vor Schmutz starrende oder verrostete Kette erfordert eine hohe Tretleistung. Wer mit seinen Kräften haushalten muss, sollte dem Kettenantrieb seines Radels besondere Aufmerksamkeit schenken. Gelegentlich mal die Kette zu schmieren genügt nicht, um den hohen Wirkungsgrad des Kettenantriebs zu erhalten. Regelmäßige Pflege des gesamten Kettenantriebs ist notwendig. Selbst Schönwetterradler sollten nach 300 bis 500 Kilometern die eigenen und die Glieder ihrer Kette pflegen.

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Was hast du davon?

Die Kette, die Kettenblätter, das Ritzelpaket und die Schaltung leben länger. Du erreichst mit weniger Kraft die gleiche Geschwindigkeit; die Kette schaltet leicht und geräuschlos.

Zur professionellen Zahnreinigung gehst du am besten wie folgt an die Arbeit:

    1. Du benötigst einen Lappen, eine alte Zahnbürste, einen Schraubenzieher und ein gutes Kettenöl.
    2. Vor Beginn der Arbeit solltest du deine Hände gut eincremen. Dies erleichtert später die Reinigung. Latexhandschuhe bieten auch einen guten Schutz.
    3. Du hängst das Rad so auf, dass du den Kettenantrieb in bequemer Arbeitshöhe hast.
    4. Du umfasst mit dem Lappen in der linken Hand fest den unteren Teil der Kette und drehst mit der rechten Hand die Kurbel rückwärts. Dabei lässt die Kette durch den Lappen gleiten. Zwischendurch wendest du den Lappen einige Male.
    5. Nach dieser groben Reinigung mit dem Lappen tritt die alte Zahnbürste in Aktion. Glied für Glied wird wie beim Zähneputzen von allen Seiten gebürstet, bis alle Kettenglieder innen und außen frei von Ablagerungen sind.

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    1. Zur Reinigung der großen Kettenblätter schaltest du den Umwerfer auf das kleinste Blatt. Zur Reinigung des kleinsten Blattes schaltest du die Kette auf das größte Blatt. Mit dem Schraubenzieher schabst du den Schmutz von den Zahnrädern der Kettenblätter beidseitig Blatt für Blatt ab. Das geht leicht, wenn du die Tretkurbel vorwärts oder rückwärts drehst. Anschließend wird mit der Zahnbürste Zahn für Zahn gebürstet. Mit dem Lappen kannst du anschließend die Kettenblätter polieren.

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    2. Jetzt kommt der vordere Umwerfer an die Reihe. Du ziehst den Lappen zwischen den Leitblechen hindurch und entfernst den Schmutz aus dem Inneren des Käfigs. Die Gelenke und Federn des Umwerfers werden mit Lappen und Zahnbürste gereinigt.

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    1. Die Rollen und Leitbleche des hinteren Schaltwerkes reinigst du durch Rückwärtsdrehen der Tretkurbel. Zunächst schabst du mit dem Schraubenzieher die Rollen beidseitig sauber. Mit Lappen und Zahnbürste geht es zwischen die Leitbleche und Rollen. Die Gelenke und Federn der Schaltung werden ebenfalls mit Lappen und Zahnbürste bearbeitet.
    2. Die Reinigung der Zahnkränze ist bei ausgebautem Hinterrad leichter. Mit Schraubenzieher, Lappen und Zahnbürste rückst du dem Zahnkranzpaket zu Leibe. Du bewegst den Lappen in Kettenrichtung zwischen den Ritzeln vor und zurück. Der Freilauf sorgt dafür, dass alle Zahnkränze bis zum Grund erfasst werden.

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    4. Nun sind alle Teile des Kettentriebes sauber. Das Hinterrad kann wieder montiert werden.

Und danach: Schmieren

Jetzt träufelst du das Kettenöl sehr sparsam von der Innenseite der Kette auf die Rollen. Hierbei drehst du die Kette langsam rückwärts, bis alle Glieder etwas Öl abbekommen haben. Die Gelenke und Federn von Schaltwerk und Umwerfer, sowie die Rollen der Schaltung erhalten ebenfalls einen Tropfen Öl. Anschließend drehst du die Kette mehrfach durch und stellst das Rad einige Zeit - am besten über Nacht – ab. In dieser Zeit kann das Kettenöl zwischen Laschen und Rollen eindringen. Am nächsten Morgen wischst du das überflüssige Öl mit einem Lappen ab. Eine abgeriebene Kette verunreinigt nicht die Felgen und die Umgebung des Kettentriebes. Sie zieht auch während der Fahrt weniger Schmutz an.

 

Mit diesen zehn Arbeitsschritten erzielst du mit wenigen Hilfsmitteln – aber zugegebenermaßen mit einem gewissen Zeitaufwand – eine professionell gereinigte und geschmierte Kette. Regelmäßige Pflege sichert eine lange Lebensdauer und ein geräuschloses, exaktes Schalten des Kettenantriebs.

Wer über grenzenlose finanzielle Mittel verfügt und seinem Fahrradhändler etwas Gutes tun möchte, bieten sich folgende Möglichkeiten, seine Glieder und seine Zähne rasch dem Ende zuzuführen:

  • Du spritzt Dein Rad mit dem Gartenschlauch - oder noch besser an der Tankstelle - mit dem Heißdampf- und Kaltreiniger ab.
  • Du kaufst dir bei Deinem Fahrradhändler ein Kettenreinigungsgerät, das mit fettlösendem Kalt- oder Kettenreiniger betrieben wird.

Mit diesen Methoden hast du zwar in kurzer Zeit eine saubere und schöne Oberfläche der Kette. Leider dringt aber gleichzeitig Wasser oder der Reiniger in die Gelenke und Rollen. Die Grundschmierung der Kette wird für immer zerstört. Denn auch bei einer sorgfältigen späteren Schmierung löst der verbliebene Reiniger den Schmierstoff auf. Ein rascher Kettenverschleiß ist vorprogrammiert.

Welcher Kettenschmierstoff ist der richtige? Ungeeignet sind silikonhaltige Schmierstoffe. Die eignen sich nicht für Bereiche, bei denen Metall auf Metall trifft, wie es bei der Fahrradkette der Fall ist. Teflonzusätze kann man sich sparen; sie bringen nichts und strapazieren nur den Geldbeutel.
Am geeignetsten sind spezielle Marken-Kettenöle, die biologisch abbaubar sind und eine mittlere Fließfähigkeit haben. Nicht empfehlenswert ist es, Spray zu verwenden. Spray ist teuer, und viel Schmierstoff wird in die Umgebung gesprüht. Zum Beispiel werden die Bremsflächen der Hinterradfelge verschmiert. Du musst sie anschließend entfetten, um wieder gescheit bremsen zu können.

Wie lange lebt eine Kette?
Das Leben einer Kette hängt von deiner Kondition, deiner Pflege und den gefahrenen Kilometern ab. Das können bei einem Hobbyradler bei guter Pflege 10.000 Kilometer sein.

Eine Kette muss erneuert oder ausgetauscht werden, wenn 100 Glieder der Kette sich um ein ganzes Kettenglied (12,7 mm) gelängt haben. Die Kettenlänge ermittelt man, indem man die alte Kette an einem Nagel und daneben an einen weiteren Nagel eine jungfräuliche Kette zum Vergleich aufhängt.

Wird eine gelängte Kette nicht gewechselt, bildet sie in kurzer Zeit mit den Ritzeln und Blättern eine verschworene Verschleißgemeinschaft, die zusammen ihrem Ende entgegen fahren.

Versucht man dann, eine neue Kette aufzulegen, läuft diese nicht mehr auf den abgenutzten Zähnen; die Kette kracht durch. Neue Zahnradpakete und neue Kettenblätter sind dann fällig. Eine teure Reparatur!

Wer sich diese Ausgaben ersparen möchte, sollte sich daher alle 5000 Kilometer etwas Gutes für seine Glieder tun und sich neue Kettenglieder gönnen.

(Ortwin Engfer)

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